Wandel des Erwachsenwerdens und der Familiengründung in Europa und bei den jüngeren Geburtskohorten nach 1967 in Deutschland und den Niederlandenow networks matter. Netzwerkressourcen junger Erwachsener in der Berufseinmündungsphase

Ziel dieser Studie ist es, die Auswirkungen des sozialen Wandels auf die Familiegründungsprozesse, und damit Ursachen für den Rückgang der Fertilität, nachzuzeichnen. Dabei soll der Zusammenhang zwischen Berufseinmündungsprozessen und Familiengründung verdeutlich werden, da in Deutschland erst die erfolgte Berufseinmündung eine tatsächliche ökonomische Selbständigkeit von Männern und Frauen garantiert, die eine der Vorraussetzungen für eine Familiengründung darstellt.

Daher wird der Prozess der Berufseinmündung als Zeitraum vom Beginn der ersten Ausbildung bis zur Aufnahme der ersten beruflichen Tätigkeit definiert. Eine andere nicht weniger wichtige Vorraussetzung für die Familiengründung ist das Vorhandensein einer stabilen Partnerschaft. Aus diesem Grund wird der Familiengründungsprozess in der Analyse den Zeitraum von der ersten Partnerschaft bis zur Geburt des ersten Kindes umfassen.

Um den sozialen Wandel besser beschreiben zu können werden unterschiedliche Geburtskohorten differenziert nach Geschlecht und Ost/West in die Analyse einbezogen, da deren Familiengründungsprozesse und Berufseinmündungen in unterschiedlichen historischen Sozialräumen erfolgten. Die unterschiedlichen historischen Sozialräume und die damit verbundene Sozialgeschichte der Kohorten schaffen eine Folie für die Interpretation des Wandels der strukturellen und sozialpolitischen Bedingungen und Einflüsse auf die Familiengründung und die Berufseinmündung.

Für die Analysen der Familienbildungsprozesse und Berufseinmündungen wird die Phase zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr ausgewählt, um damit den Einmündungsprozess in das Erwerbs- und Familiensystem untersuchen zu können. Ereignisse, die in dieser Zeitspanne erlebt werden, charakterisieren den Prozess der Herausbildung und Etablierung einer privaten Lebensform. Mehrheitlich bedeutet das die Begründung einer Partnerschaft in dieser oder jener Form oder die Gründung einer Familie. Diese Lebensphase leitet in eine bestimmte Verlaufsform ein, aus der gewisse Zwangsläufigkeiten resultieren und die auf jeden Fall den Entscheidungskorridor für den weiteren Berufs- und Partnerschaftsverlauf definiert. Daher bildet sie einen der Schwerpunkt der Analyse.

Einen zweiten Schwerpunkt bildet die Phase zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr, da in dieser Lebensphase darüber entschieden wird, wie der Familienbildungsprozess weiter verläuft. Eine der zentralen Ursache des Rückgangs der Kinderzahlen wird in einer Abnahme der Mehrkindfamilien, d.h. Familien mit mehr als 3 Kindern, gesehen (Bertram 1997: 97). Daher soll in dieser Altersgruppe der Zusammenhang zwischen dem Alter der Geburt beim ersten Kind, der Geburt weiterer Kinder in Abhängigkeit von der Partnerschaft und Berufstätigkeit ebenfalls nach Kohorten differenziert für die Frauen Ost- und Westdeutschland analysiert werden.

Für die Analyse werden die Daten des DJI Familiensurveys (1988, 1990, 1993 und 2000) herangezogen, die meines Erachtens nach die einzige Erhebung in Deutschland darstellt, die auf Grund ihrer Anlage, eine solche Analyse ermöglicht. Die älteste Kohorte die uns hier zur Verfügung steht wurde 1913-1917 geboren und die jüngste Kohorte 1978-1982. Diese geplanten Analysen ergänzen sich mit den geplanten Analysen von Prof. Liefbroer (NIDI), der neben einem Vergleich der Berufseinmündungsprozesse und Familiengründung für die Geburtskohorten bis 1967 in verschiedenen europäischen Ländern eine Kohortenanalyse für die nachfolgenden Geburtskohorten in den Niederlanden erstellt. Dies ermöglicht nicht nur eine Analyse des Wandels zwischen den Kohorten eines Landes zu untersuchen, sondern auch zwischen Deutschland und den Niederlande. Daher werden die Daten und Ergebnisse der Analysen für beide Länder aufeinander abgestimmt, um einen Vergleich der Ergebnisse zu erleichtern.